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Nur, wenn wir als Mensch bestehende Gewohnheiten hinterfragen und Platz für neue Gedanken einräumen, bewegen wir uns vorwärts. Manchmal müssen auch alte Glaubenssätze, wie zum Beispiel, dass die Nutzung von etwas immer mit einem Kauf verbunden sein muss, über Bord geworfen werden. Die Wirtschaft des Teilen (engl. Sharing Economy) erlaubt uns inzwischen nicht nur Produkte, sondern auch Dienstleistungen ökonomisch und wirtschaftlich sinnvoll als Gruppe zu nutzen, ohne sie selbst besitzen zu müssen. In diesem Beitrag geben wir neuen Ansätzen des Teilens gedanklichen Raum ein.
Inhaltsverzeichnis
Prosuming und Sharing – Was ist das?
„Sharing“ ermöglicht es Menschen, Dinge gemeinsam zu nutzen, deren Kauf sie sich nicht leisten können oder aus ökologischen Gründen nicht wollen.
„Prosumer“ ist ein Begriff, den Alvin Toffler 1980 in seinem Buch „Die dritte Welle (The Third Wave)“ für Verbraucher verwendet, die auch zugleich Produzenten sind. Diese kreieren ein Produkt oder eine Dienstleistung, um sie anschließend für den persönlichen Gebrauch zu nutzen.
Aus der in Abbildung 1 dargestellten Entwicklung ergeben sich zwei Arten von Prosumenten:
- Co-Designer eines Produkts: Mit seinem umfassenden Produktwissen oder technologischen Fähigkeiten unterstützt er den Hersteller bei der Modifikation eines bestehenden Produktes, um es besser an seine eigenen Bedürfnisse anzupassen.
- Co-Hersteller eines Produkts: Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des eigenen Hauses erzeugt er elektrische Energie für den persönlichen Gebrauch und gibt den überschüssigen Strom an den Nachbarn weiter.
Unter einer Sharing Economy versteht man eine „Teilwirtschaft“.
Ob Büchereien, Wohngemeinschaften oder Car-Sharing – der Gedanke des Teilens ist natürlich bei Weitem nichts Neues. Jedoch ergeben sich durch das Web 2.0, Smartphones und Apps ganz neue Möglichkeiten auch digital auf dieses Prinzip zu setzen.
Der Leitsatz einer Sharing Economy lautet „Teilen statt Kaufen“. Hinter dieser Idee verstecken sich viele Vorteile. Wer teilt…
- muss geringere Summen an Kapital investieren
- verschwendet keine unnötigen Ressourcen und
- erweitert sein Netzwerk,
…da nur in Gemeinschaft geteilt werden kann. In einem Zeitalter, das großen Wert auf Nachhaltigkeit legt und auch legen muss, punktet die Sharing Economy mit ihren Sharing Konzepten auf ganzer Linie! Es ist ein simpler Gedanke:
Es zählt nicht der Besitz, sondern der Nutzen aus dem gemeinsamen Gebrauch von Gegenständen und Dienstleistungen.
(Evolving from „You are what you own > … you can access > … you share“, Belk 2014)
Hier ein einfaches Beispiel in der analogen Welt: Kaufen sich zwei Nachbarn jeweils einen eigenen Rasenmäher, muss zweimal produziert, vertrieben, gezahlt und entsorgt werden. Die Hälfte der Ressourcen wird gespart, wenn sich die Nachbarn einen Rasenmäher teilen.
Beispiele für das Teilen von Dienstleistungen im Internet
Manche Unternehmen werden Ihnen bekannt vorkommen, von manchen hören Sie vielleicht zum ersten Mal. Eines haben folgende Beispiele jedoch gemeinsam: Sie machen bewusst, wie sinnvoll und rentable Sharing Konzepte in den unterschiedlichsten Bereichen – wie Fashion, Finanzen und Lebensmittel – sein können.
„Lebensmittel teilen, statt wegwerfen“. Nahrungsmittel, die man selbst übrighat und nicht mehr verwendet, können angeboten und kostenlos abgeholt werden.
Kleidung, Accessoires und Selbstgemachtes. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit werden Second-Hand-Produkte über eine Online-Tauschbörse angeboten und gekauft.
Egal ob Hammer, Betonmischer oder Auto – auf einer Leih-, Miet- und Buchungs-Plattform der Sharing Economy nutzen Sie Gegenstände gemeinsam mit Nachbarn.
Platz im Auto. Wer eine Mitfahrgelegenheit sucht bzw. über das Internet Mitfahrer sucht, kann dies bereits seit 1998 tun.
„Privatkredite“. Seit 2007 kann man über eine Finanz-Plattform Geld schnell und einfach von anderen Nutzern leihen – auch für Selbstständige.
Privatübernachtungen. Das Konzept geht über Ferienaufenthalte hinaus und macht hochwertige Reiseerlebnisse für jeden erschwinglich.
Und diese Liste lässt sich beliebig weiterführen. Sie haben eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach Ihres Wohnhauses und wollen den überschüssigen Strom mit Ihrem Nachbarn teilen? Dann gab es dafür bisher nur das sogenannte Mietstrom-Modell. Noch einfacher geht es inzwischen mit einem eigenen „Pionierkraftwerk„.
6 nützliche Effekte des kollektiven Konsums
Moderne Teil-Konzepte erobern stetig neue Bereiche, die einst nur mit traditionellen Geschäftsmodellen besetzt waren. Unter „Teilen“ versteht sich in diesem Zusammenhang kein einseitiger Transfer, wie es etwa beim Schenken der Fall ist. Die Motivation hierbei ist weniger altruistisch (selbstlos), als mehr eigennützig. Teilnehmer des Teil-Konzeptes fordern für das Gelieferte eine Gegenleistung (Do-ut-des-Prinzip, lateinisch für „ich gebe, damit du gibst“).
3+1 SHARING MODELLE | ANBIETER |
---|---|
(1) Kostenloses Teilen – Eigentümer teilt X temp. ohne Gebühr | – Bewertungsportale – Wikipedia – Holiday Check – Coachsurfing – Open Source Software |
(2) Kostenpflichtiges Teilen – Eigentümer teilt X temp. gegen Gebühr | – Uber – Airbnb – Blablacar |
(3) Mieten – Anbieter überläßt X temp. gegen Gebühr | – Flinkster – Sharenow |
Sonderform: Schenken – Eigentümer übergibt X komplett | – Freecycle – Foodsharing |
Doch was macht diese Sharing Modelle so erfolgreich? Es gelingt dem Betreiber, …
… Vertrauen zu schaffen:
- Nötige Informationen über das Teil-Objekt bringen Anbieter und Nachfrager zusammen.
- Nachfrager sind für die Nutzung des Teil-Objektes legitimiert.
… Reputation des Anbieters darzustellen:
- Informationen über das Teil-Objekt sind vollständig und verifiziert.
- Kundenmeinungen und Leistungsbeurteilung werden eingebunden.
… Transaktionen einfach abzuwickeln:
- Keine zeitlich und kognitiv aufwendige Informationssuche für Nachfrager.
- Erfahrungen über getätigte Transaktionen können zum Nutzen aller geteilt werden.
Für Teilnehmer des Teilens ergeben sich nützlichen Effekte und Vorteile:
- Als Anbieter generiert er Umsatz aus dem Eigentum des Teil-Objektes und
- Kann damit laufende Kosten beispielsweise für Pflege und Instandhaltung amortisieren
- Über die Mitteilung von Wissen zum Teil-Objekt kann er Vertrauen und Reputation aufbauen
- Nachfrager können hochwertige Teil-Objekte gegen ein vergleichsweise niedrige Gebühr nutzen
- Anbietern und Nachfragern profitieren von einer wachsenden Gemeinschaft, denn durch neues Wissen und kritische Nachfragen steigt die Qualität verfügbarer Informationen über Teil-Objekte.
- Aus wiederkehrend-positiven Transaktionen zwischen gleichen Anbietern und Nachfragern entstehen partnerschaftliche Beziehungen.
Nutzen statt besitzen: Wirken freigewordene Ressourcen gegenläufig?
Aus der Perspektive der sozialen Gerechtigkeit werden Innovationen im Bereich Leihen und Tauschen unterschiedlich eingeschätzt. Menschen, die selbst wenig Verleih- oder Tauschbares besitzen oder nicht über die finanziellen Mittel verfügen, etwas auch nur kurzzeitig zu mieten, sind von Sharing Konzepten ausgeschlossen.
Ein weiterer Diskussionspunkt in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit einer Sharing Economy sind negative Umweltwirkungen – sogenannte „Rebound-Effekte“. Darunter versteht man zum Beispiel, wenn das im Zuge einer Sharing-Nutzung gesparte Kapital für andere umweltverbrauchende Dinge eingesetzt wird. Oder, wenn der Güterkonsum durch Sharing-Systeme erst ermöglicht wird, also Menschen ohne Auto durch Carsharing erst Zugriff auf dieses bekommen.
Wissenschaftlich fundierte Aussagen über diejenigen unter uns, die Sharing-Angebote in Anspruch nehmen, fehlen allerdings noch. Auch die Bereiche der ökologischen Tragfähigkeit einer Sharing Economy, ihre Abfallvermeidung und Ressourcenschonung gehören leider zu den Forschungslücken.
Praxisbeispiel: Sharing Modell für eine Dienstleistung im B2B
Werfen wir an dieser Stelle einen Blick auf neue Wege für nachhaltiges Online-Marketing, denn Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Nachhaltigkeit sind eng miteinander verknüpft. Durch Ressourcen Sharing im Online-Marketing können Nachteile ausgeglichen werden. Im Sharing Modellen werden sowohl die Arbeitszeit als auch der finanzielle Aufwand minimiert. In dem Beitrag „SEO Nachhaltigkeit – Ebnet Ressourcen Sharing“ erfahren Sie, wie Unternehmer ihre Marketing-Ziele mithilfe eines zeitgemäßen Systems erreichen. Da gute daran wirksame Maßnahmen gegen einen möglichen Rebound-Effekt sind bei der Entwicklung des Online-Dienstes von Anfang an berücksichtigt worden.
Fazit
Dienstleistungen können erfolgreich und gewinnbringend geteilt werden! Speziell im B2B-Bereich ist das eine zeitgemäße Alternative. Auch, wenn die langfristigen Effekte auf Gesellschaft und Wirtschaft noch nicht absehbar sind, gibt es viele Vorteile einer Sharing Economy. Verfolgen Anbieter, Nachfrager und Betreiber in Sharing-Modellen gemeinsame Ziele, werden unerwünschte Nebeneffekte minimiert. Die Frage „Ist in der Sharing Economy nutzen statt besitzen eine nachhaltige Alternative für Dienstleistungen?“ lässt sich schlussfolgernd ganz klar beantworten: JA.

Jan Czichos
Online Marketing Coach und Erfinder des Sharing-Systems für Suchmaschinenoptimierung (SEO). „Mein Online Dienst hilft Einzelunternehmern dabei, Ihre Dienstleistungen als Gruppe bekannt zu machen – effizient und kostenoptimiert“
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